6300 Kilometer fordern ihren Tribut; nicht nur Mensch, sondern auch Maschine sind bei solchen Distanzen ganz schön gefordert.
Stellt euch vor ihr fahrt mitten durchs Outback morgens um 10 Uhr, kein Handynetz, keine Menschenseele weit und breit, gemütliches Fahren bei 110 km/h. So lief das auch 6299,7 Kilometer.
300 Meter hatten es aber in sich: Reifenplatzer! Ich hatte mich eigentlich schon gewundert, dass nichts passiert ist, da lässt es auf einmal einen Schlag, das Lenkrad schlägt aus. Im Rückspiegel ist nur weißer Rauch zu sehen, der rechts hinten aus der Fahrerseite rauskommt. Mein erster Gedanke "die Gasflasche hats zerrissen". Mein zweiter "Warum habe ich gerade alle Hände voll zu tun den Wagen zu bremsen und gleichzeitig auf der Strecke zu halten?"
Es war der hintere Reifen, der sich spontan entschlossen hatte den Dienst zu quittieren.
Da stehste jetzt, mitten im Outback, weit und breit nicht mal ein Känguru, und kommst keinen Meter vorwärts. Zum Glück hatten die anderen beiden Jungs gesehen, wo der Ersatzreifen ist.
Also erst mal Strecke absichern, der Reifen hatte sich auf einer Kuppe verabschiedet (und nein, ich bin nirgendwo drüber gefahren), also kam ich kurz dahinter zum Stehen. Warndreiecke sind in Australien keine Pflicht, wieso auch? Kommt ja doch nur alle Schaltjahr mal ein Auto vorbei. Unser Problem war, dass wir auf einem Highway standen. Damit sich der Gütertransport zwischen den oft über hundert Kilometer voneinander entfernten Ortschaften überhaupt lohnt, werden sogenannte Road Trains eingesetzt. Das sind keine Züge sondern stinknormale LKW´s. Der Unterschied ist, dass sie in Deutschland maximal 40 Tonnen ziehen und ca 12 Meter lang sind, hier in Australien ziehen sie 120 Tonnen und sind bis zu 4 mal so lang. Auf den Straßen herrscht aber 110 km/h Tempolimit für PKW und LKW. Ihr könnt euch sicher denken, dass ein 120 Tonnen ziehender, 110 km/h schneller Road Train nicht nach 30 Meter zum Stillstand kommt.
Also war Einfallsreichtum gefragt: Campingstuhl raus, unsere Simona in kallgrüner Weste auf den Stuhl gesetzt und zu dritt Reifen auf der Straße wechseln. Ein Bild für die Götter.
Unter dem Auto liegend sieht man die Road Trains auch nicht so deutlich wie sie 3 Meter von einem entfernt an einem vorbeirollen.
Glücklicherweise ging der Reifenwechsel recht zügig, ok, im Motorsport könnte man uns drei jetzt nicht gebrauchen, dennoch klappte es ganz gut.
Nach 15 km kam dann auch zum Glück eine "Stadt" in der wir einen neuen Reifen kaufen konnten. Die Kosten bekamen wir dann von der Autovermietung erstattet.
Zum Glück hatte der "Reifenhändler" einen passenden Reifen, den wir dann auf einem Hinterhof nochmal gewechselt haben. Insgesamt hat uns das gute 90 Minuten aufgehalten, no worries also...